Presseberichte zu Konzerten
der Reihe "Orgel Plus"

Saarbrücker Zeitung, 18.4.06
zum Konzert zur Sterbestunde Jesu

Anspruchsvolles Konzert zum Leiden Jesu
Jörg und Bettina Nonnweiler


Ottweiler (cim).

Mit dem Konzert zur Sterbestunde Jesu boten Prof. Jörg Nonnweiler und seine Frau Bettina am Karfreitag in der evangelischen Kirche in Ottweiler eine gute Gelegenheit, sich vor den anstehenden Osterfeiertagen noch einmal zu besinnen. In der ungeschmückten, kaum beleuchteten Kirche stand einzig die Musik im Mittelpunkt. Auf die Besucher wartete ein abwechslungsreiches und zugleich anspruchsvolles Programm, das zeigte, wie sehr die Leidensgeschichte Jesumdie Komponisten in allen Zeiten beschäftigt hat.

Von Johann Sebastian Bach und Georg Philipp Telemann über Max Reger und Gabriel Fauré bis zu modernen Kompositionen von Jörg Nonnweiler nahmen die beiden Künstler das Publikum mit auf eine Reise durch Vokal-, Orgel- und die Flötenwerke, die das Leiden und Sterben Jesu am Kreuz thematisieren. Mit dem Orgelchoral "O Mensch, bewein dein Sünde groß" von Bach eröffnete Prof. Jörg Nonnweiler den Abend. Ihre große Virtuosität an der Querflöte bewies Bettina Nonnweiler in zwei Werken von Heorg Friedrich Händel. Gleich zwei Stücke aus der Matthäuspassion standen auf dem Programm. Sowohl in "Blute nur, du liebes Herz" als auch im Lied "Können Tränen meiner Wangen" erklang Bettina Nonnweilers glasklare Sopranstimme in der Stille des Abends. Sehr modern begegnete Jörg Nonnweiler als Komponist den Zuhörern mit seinem Orgelstück "Geschlagen". Während zu Beginn und am Ende meditative, ruhige Klangflächen eine fast sphärische Stimmung erzeugten, war die Mitte von einer sehr brutal anmutenden Rhythmik geprägt. Besonderer Höhepunkt des Abends war wohl mit Sicherheit die Aria für Sopran und Orgel von Nonnweiler aus dem Jahr 2000. Hier verband der Vers "Sterne tragen Traurigkeit stille klagen weinen" das Klagen Jesu zu einem Mitklagen des Kreuzwegs und erschien so als aktueller und individueller Klagegesang. Insgesamt war das gut einstündige Konzert ein besonderes Erlebnis in der Karwoche und hätte sicher noch mehr Zuhörer verdient. Denn die Kirchenkonzerte von Jörg und Bettina Nonnweiler sind längst kein Geheimtipp mehr.

Ottweiler Zeitung, 7.5.04 zum Konzert Violine und Orgel vom 2.5.04 in der Ev. Kirche Ottweiler

Kammermusik auf höchstem Niveau -
"Orgel-Plus"

Auch in diesem Jahr fand am 2. Mai in der Ev. Kirche Ottweiler wieder ein Konzert der Reihe "Orgel Plus" statt, in der alljährlich im Verbund mit der Orgel ein künstlerisch besonders hervorzuhebendes Programm angeboten wird. Waren in den letzten Jahren Bläserensembles wie die "Brasserie" zu Gast, Ensembles mit historischen Instrumenten ("Dolce Suono"), wurde zu Texten improvisiert (mit der Percussionistin Birgit Ibelshäuser) oder gab es ein ausgefallenes Programm mit Singstimme und Orgel - stets war es das Ziel, Konzerte auf besonderem Niveau abseits der üblichen und bekannten Literatur anzubieten.

Der diesjährige Abend stand unter dem Motto "Violine und Orgel". Als Solist konnte Prof. Dr. Michael Dartsch gewonnen werden, Professor für Musikpädagogik an der Hochschule für Musik Saar (In Kürze erscheint beim Label Telos seine Einspielung der Violinsonaten Haydns).
Begleitet wurde er auf der Orgel von Prof. Jörg Nonnweiler, Professor für Musiktheorie und Gehörbildung (ebenfalls) an der Hochschule für Musik Saar.



Zu Aufführung kamen Werke von Veracini, Rheinberger, Abel, Nonnweiler und Bach, die zeitlich einen Rahmen von 250 Jahren umfassten. Neben dem interessanten Vergleich der Violinsonaten der Zeitgenossen Francesco Maria Veracini und Johann Sebastian Bach hörten vor allem Organisten die Werke des romantisch-klassizistischen Komponisten Josef G. Rheinberger mit ganz neuen Ohren: Das "Andante pastorale" sowie die "Rhapsodie" sind Bearbeitungen aus seinen Orgelsonaten op. 98,2 und op. 127,2. Ursprünglich für Oboe und Orgel bearbeitet, erhielten sie in der Fassung für Violine und Orgel eine neue, ungewohnte Klanglichkeit, die die bekannten Werke neu erleben ließ. Der Komponist Karl F. Abel wiederum steht mit seiner Sonate für Viola da Gamba und basso continuo zwischen den Zeiten: In barocken Wurzeln verhaftet, lässt er bereits den neuen, klassischen Stil erahnen. Das zeitgenössische Werk "Leise hineinhören...." von Jörg Nonnweiler zeigte in seiner klangreichen Tonsprache, dass in der Neuen Musik die Zeiten des emotionsarmen Konstruktivismus vorbei sind: Zwei Instrumente ertasten den Ton "H", indem sie Resonanzen und Umgebungen bilden. Aus einem einzigen Ton eröffnen sich Klangräume (wie geschaffen für die Akustik der Kirche) und werden wieder geschlossen; Entstehen und Vergehen, "Leise hineinhören" in das eigene Innere.

Michael Dartsch bewies eindrucksvoll, dass er sich in vielen Stilen zuhause fühlt: Die Spielfreude und Virtuosität, der Sinn für stets geschmackvolle Verzierungen in barocken Formen sind ihm ebenso zu eigen wie Temperament und Klangfülle bei Werken der Romantik. Auch das sensible Erfühlen der Ton- und Klangsprachen Neuer Musik (auch bei Virtuosen nicht immer selbstverständlich) belegte eindrucksvoll das hohe künstlerische Niveau.
Jörg Nonnweiler löste die schwierige Aufgabe, die meist für Cembalo-Begleitung konzipierten Werke auf der Orgel darzustellen, souverän: stets geschmackvoll und stilsicher registriert, bildete die Orgel den idealen Partner und stand an Virtuosität dem Solisten in nichts nach.
Beide Künstler boten eine Stunde lang Kammermusik auf allerhöchstem Niveau - ein Konzertereignis, das erneut für die Richtigkeit des Konzeptes der Ev. Kantorei Ottweiler sprach, Künstler (Lehrende und Lernende) der Hochschule für Musik Saar regelmäßig in die Kirchenmusik und Kultur vor Ort einzuladen und einzubinden.


Saarbrücker Zeitung, 5.12.03 zum Konzert
"...höre des Herren Stimme" vom 31.11.03 in der Ev. Kirche Ottweiler


Klänge jenseits der Musik
Aussergewöhnliches Kirchenkonzert mit Jörg und Bettina Nonnweiler in Ottweiler

Im Mittelpunkt eines aussergewöhnlichen Konzerts in Ottweiler stand eine Uraufführung: "Antiphona sopra Jerusalem" Jörg Nonnweiler hatte das Stück für seine Frau komponiert. Eine Herausforderung.

Ottweiler (ehn).
Die Traurigkeit und die hoffnungsfrohe Stimmung des Totensonntags, sie bestimmten auch das Programm des Kirchenkonzerts mit Jörg Nonnweiler an der Orgel und Bettina Nonnweiler als Sopranistin. Die Lieder und Arien dieses Abends ebenso wie die Orgelpartien verlangten den beiden einiges ab. Das Publikum bedankte sich stehend mit lang anhaltendem Applaus.

"...höre des Herren Stimme" war die musikalische Stunde überschrieben. Im Mittelpunkt stand eine Uraufführung "Antiphona sopra Jerusalem". Jörg Nonnweiler hatte sie in den vergangenen Monaten für seine Frau komponiert. Dass eine andere Arie, die zuerst geschrieben war, vorerst in der Schublade liegen blieb, lag nicht an der Komposition, sondern an diesem Programm, das für November konzipiert war.

Nonnweilers Lied fordert heraus. Man soll als Zuhörer nachdenklich werden, sich Gedanken machen, was Jerusalem einem selbst bedeutet. Dabei geht es nicht nur um die Stadt im Nahen Osten, diese lokale Hoffnung seit Jahrtausenden, dieses Synonym für unmenschliche Vergangenheitsbewältigung, diese den monotheistischen Religionen wichtige Stätte der Klage und Bitte, diese den Juden, Christen und Moslems eigene Utopie am Ende allen gelebten Glaubens.

Jerusalem als Sehnsucht, Verheißung und Geißel. Jerusalem als Traum. Jerusalem auch als eine ganz persönliche Eingrenzung.
Nonnweiler hat hier viel von sich preisgegeben und alles mit einem einzigen Wort seiner Frau in den Mund gelegt. Hier lebt ein Mensch unter Menschen, wer immer er ist, wer immer sie sind. Hier hofft jemand auf das, was sie stimmlich an Transzendenz vermutbar machen kann. Dieses sehnsuchtsvolle Bitten, man möge seine Ängste und Hoffnungen mitschwingen lassen, sich dem Geheimnis dieser sowohl im Alten wie im Neuen Testament wichtigen Buchstaben übereignen.

Die bloße Anrufung dieses Namens als archaische Gesangsformel ist "Ausgangspunkt für die melodische Entwicklung, die im Dialog mit der Orgel Raum für sujektive Assoziationen zur Bedeutung" des symbolträchtigen Stadtnamens werden lässt, so Nonnweiler selbst.

Die Musik ist so komponiert, dass sich Obertöne und Kombinationstöne wahrnehmen lassen, die einen Klang jenseits der notierten Musik hörbar machen. Diesen fast schon sphärischen Klang in uns und um uns, vielleicht auch über uns. Die bewusst reduzierte Struktur stellt sich in den Dienst von allen Empfindungen

Das Mendelssohnsche anklagende "Jerusalem" aus dem Oratorium "Paulus" war inhaltlich und stimmlich eine hervorragende Voraussetzung für die eigene Komposition.
Und die Kantate "Wer nur den lieben Gott lässt walten" mag inhaltlich für den Nachhall auf dem Nachhauseweg gesorgt haben. "Höre, Israel - So spricht der Herr: Ich bin euer Tröster" aus dem "Elias" am Schluss des Abends war der Punkt hinter den Sonntagsgedanken.

Davor gab es auch Lieder von Bach und Stücke von Brahms, die in den Rahmen passten, der da gesteckt war.