"Eine Harfe auf den Wellen"
12.7.03 in der Ev. Kirche Uchtelfangen
Saarbrücker Zeitung, 16.7.03
Ottweiler Kantorin Bettina Nonnweiler entführte mit ihrem Konzert
in die Welt der Kelten und ins Mittelalter
Auf eine Reise
in die Welt der Barden und Feen, der Kelten und ins Mittelalter führte
die Ottweiler Kantorin Bettina Nonnweiler bei einem Konzert in Uchtelfangen.
Ein "Versuchsballon", der erfolgreich flog.
Uchtelfangen
(ehn).
"Das war mal etwas anderes", sagte sie mit heraushörbarar
Anerkennung, als das Paar die Kirche verließ. Daraufhin er: "Ja,
man müßte so etwas öfter hören können."
Wie es scheint, hat Bettina Nonnweiler den "Versuchsballon",
wie sie selbst ihr Konzert einschätzte, erfolgreich fliegen lassen.
"Die Harfe auf den Wellen" war der Titel. Dabei entführte
die Ottweiler Kantorin ihre Zuhörer auf eine Reise zu den Kelten und
ins Mittelalter. Es waren ungewohnte Stücke, mit denen sie Einblick
gewährte in die Bedeutung von Liedern und Texten vergangener Zeiten.
Stücke, die langsam wieder aufleben.
Bettina Nonnweiler
(36) hatte sich dafür die kleine evangelische Kirche in Uchtelfangen
auserwählt, weil sie hier vor mehr als zehn Jahren mit ihrer kirchenmusikalischen
Laufbahn begonnen hatte. Die Kantorin, die in Ottweiler und Steinbach auch
mit den Kirchenchören betraut ist, sich nebenbei um Gospelchor und
um Kinderchor kümmert, beschäftigt sich schon seit langen mit
Literatur und Musik des Mittelalters und der keltischen Kulturkreise.
Ihr Faible hat sie auf Reisen entdeckt. Dabei interessieren die Theologin
die Texte und die Musikerin die Klänge. Die Harfe ist ihr ans Herz
gewachsen, merkt man - auch wenn die Orgel nach wie vor ihr Lieblingsinstrument
bleibt. Bei ihrem ersten Konzert dieser besonderen Art spielte Bettina
Nonnweiler gleich auf drei unterschiedlichen Instrumenten, was der verschiedenen
Bespannung wegen und bei ungleichen Saiten-Abständen der Harfen einiges
abverlangt, wenn man sich so schnell umstellen muß.
Nonnweiler hat alle von ihr ausgegrabenen Stücke für sich selbst
bearbeitet, auch der eigenen Stimme zuliebe.
Der Reiz eines solchen Konzerts liegt natürlich in erster Linie in
der Harfe, wenn sie in einer Kirche gespielt wird. Es ist ein Brückenschlag
über Jahrtausende hinweg in Erinnerung an "Psalter und Harfe
spielt auf..." und es läßt sich nachfühlen, warum
harfen als heilige Instrumente angesehen wurden. Der Klang dieser verbindet
in innerer Betrachtung wirklich Himmel und Erde, wenn man sich darauf einlassen
möchte.
Diese Veranstaltung hatte ihren besonderen Wert auch in den Erzählungen,
mit denen Bettina Nonnweiler ihre Zuhörer mit auf die Reise in die
Vergangenheit nahm. Man frischte sein Wissen auf und wurde an das ganz
andere Weltbild im frühen Mittelalter erinnert. man erkannte etwas
von den heidnischen Wurzeln des frühen Christentums. Man ließ
sich ein auf kulturhistorische Betrachtungen und war dankbar für die
Authentizität, mit der einem Texte und Melodien der Zeit näher
gebracht wurden.
Lösezauber
und Heilzauber aus den "Merseburger Zaubersprüchen" waren
plötzlich nicht mehr Untergegangenes. Hildegard von Bingen war präsent,
Bettina Nonnweiler interpretierte deren Lobpreis ohne Instrument und ihrer
Stimme gelang es, die klösterliche Atmosphäre anklingen zu lassen.
Die Bedeutung der Bänkel- und Minnesänger war einem bewußt,
nachdem die Künstlerin, die in entsprechendem Gewand auftrat, die
damaligen Gegebenheiten ausführlich geschildert hatte.
Im zweiten Teil
des Konzertes wurden die Zuhörer mit hineingerissen in die Mythen
des keltischen Bardentums, sahen die Harfe wirklich auf den Wellen über
dem untergegangenen Palast schwimmen. Die Musik überdauert wirklich
alle zeiten, auch wenn sie lange vergessen war. Die den Kelten parallel
scheinende Totenwelt oder die Anderswelt der Feen und Elfen kamen einem
näher, auch wenn man nicht dazu geneigt ist, solche Gedanken ernsthaft
weiterzustricken.
Ganz nebenbei
gab es nochmals Geschichtswissen über Machtkonstellationen im britischen
Reich und die Massenvernichtung der Barden, die von Freiheit sangen. Mit
einem Liebeslied ging die Zwei-Stunden-Veranstaltung zu Ende, die eigentlich
viel zu kurz war. Bettina Nonnweiler ist zu wünschen, daß sie
auch anderswo noch dankbares Publikum findet für dieses Programm,
das sie in drei Monaten einstudierte.