Aus eigener Erfahrung
möchte ich hier versuchen, die meisten Fragen zu klären, die
von Eltern an mich gestellt werden. Oft haben sie dann schon Odysseen hinter
sich gebracht und wurden mit gegensätzlichsten Informationen verunsichert,
wobei manches dem Reich der Fabeln entspringt.
Gesang
Gesangsunterricht
für Kinder (vor dem Stimmbruch) ist prinzipiell möglich. Allerdings
kann hier nicht mit der gleichen Technik vorgegangen werden wie beim jugendlichen
oder erwachsenen Sänger.
Hie und da werden berühmte Kinderchöre zum Vorbild genommen,
das eigene Kind zu einem "Solisten" unterrichten lassen zu wollen
- Vorsicht! Die kindliche Stimme ist äußerst empfindsam und
braucht erfahrene Kinderstimmbildner, wie sie in den großen Chören
meist vorhanden sind. Bei privaten Gesangslehrenden sollte sehr genau hingeschaut
und auch nachgefragt werden - kindliche Stimmschäden aufgrund falschen
Unterrichts sind meist irreparabel.
Hier mein persönlicher Tip:
Wenn das Kind große Freude am Gesang zeigt, ist der Einstieg am besten
über einen Kinderchor zu bewerkstelligen. Hier kann in der Gruppe
schonend mit der Einzelstimme gearbeitet werden, ohne das Kind und seine
kindliche Stimme zu überfordern. Aber auch hier gilt: sich informieren
und mal eine Probe besuchen und zuschauen.
Thema Stimmbruch:
wenn die Jungs in
den Stimmbruch kommen, ist das meist nicht zu überhören.
Anders ist es bei den Mädchen: es ist immer noch nicht allgemein bekannt,
daß auch sie einen Stimmbruch haben, allerdings meist etwas später
als die Jungs und natürlich nicht so auffällig, da die weibliche
Stimme nicht um eine ganze Etage nach unten rutscht, sondern sich im Stimmsitz,
Volumen sowie Klangfarbe und Tonbildung verändert.
Wie bei den Jungs, erfordert auch der Stimmbruch bei den Mädchen besondere
Rücksicht und Schonung der Stimme. Im Zweifelsfall beim Kinderchorleiter
nachfragen - wenn er/sie vom Stimmbruch bei den Mädchen noch nie gehört
hat, lieber einen anderen Chor suchen....
Klavier
Grundsätzlich
kann jedes Kind das Klavierspiel erlernen, so die Größe der
Hände den Anforderungen an erste Übungen gerecht werden kann.
Wenn die Beine noch nicht bis zu den Pedalen reichen, ist dies kein Hindernis
(wie oft gemeint wird) - die Benutzung der Pedale wird erst zu einem späteren
Zeitpunkt erlernt.
Hilfreich ist es immer, zum "Testen" eine "Schnupperstunde"
zu nehmen: Hier kann das Kind sich genauer mit dem Instrument bekannt machen,
und die Lehrerin/der Lehrer hat die Möglichkeit, die körperlichen
Möglichkeiten des Kindes (Körpergröße, Hände
usw.) auszuloten.
Anschaffung des Instrumentes:
Es muss kein Steinway-Flügel sein!
Wer vorsichtig sein möchte und/oder nicht weiß, ob da Kind beim
Instrument bleibt, sollte sich in einem guten Musikgeschäft mit Klavierabteilung
beraten lassen (hierzu unbedingt jemanden mitnehmen, der was von Klavieren
versteht und auch probespielen kann!).
Gute Klaviere
können heute auch gebraucht schon sehr günstig sein, sollten
aber vom Klavierbauer überholt worden sein..
E-Orgel
und Keyboard sind NICHT als Alternativen geeignet und sollten NIEMALS als
Vorstufe zum Klavier in Betracht gezogen werden. Beide wirken sich verheerend
auf den kindlichen Musikalisierungsprozess aus!
Unterricht:
Die Begriffe "Musikschule" und "Musiklehrer"
sind rechtlich NICHT GESCHÜTZT!
Nicht alles, was sich so nennt, bietet qualifizierten Unterricht an.
Entscheidend ist die Qualifikation der Lehrenden: Gibt es Unterrichtskräfte,
die ihr Instrument studiert haben (Musikerziehung, Elementare Musikpädagogik
(EMP), Künstlerisches Studium o.ä.)?
Wichtig:
Erkundigen Sie sich, ob die in Erwägung gezogene Musikschule
den VdM -Richtlinien entspricht
(VdM = Verband der Musikschulen)!
Grundsätzlich
ist sowohl Einzel- als auch Gruppenunterricht möglich, wobei in der
Gruppe besondere pädagogische Konzepte erforderlich sind - Zuerst
Informieren!
Haben Sie keine
Scheu, nachzufragen!
Eine seriöse Musikschule wird Ihre Fragen gerne beantworten!
Erkundigen Sie sich bei der Musikschule in Ihrer Nähe.
Hilfreich kann auch sein, sich über die Musikhochschulen Studierende
vermitteln zu lassen - die Lehrenden der Hauptfächer (Instrumente)
helfen gerne weiter.
(Kirchen-)
Orgel
(hier geht es zur Seite mit den Orgellinks)
Hier gilt ähnliches
wie beim Klavier.
Vorheriger Klavierunterricht kann hilfreich sein, ist aber keine Bedingung.
Kleine Kinder (= kurze Beine) müssen allerdings meist einige Jahre
warten, bis das Pedalspiel erlernt werden kann. Da eine Orgel zumeist über
mindestens 2 Klaviaturen (= Tastenreihen) verfügt, von denen eine
hinter die andere gebaut ist, haben es kleingewachsene Kinder etwas schwerer,
überall "dranzukommen".
Die Anschaffung
entfällt.
Unterricht und das Üben finden statt in der Kirche, in der die Orgel
steht.
Hierzu muß bei der jeweiligen Kirchengemeinde angefragt werden.
Unterricht:
(Kirchen)Orgelunterricht wird oft nur von großen Musikschulen angeboten,
auch sind Musikerzieher/innen mit Hauptfach Orgel eher selten.
Wenden Sie sich
an die/den Kirchenmusiker/in der Kath. oder Ev. Gemeinde. Fragen Sie in
den Gemeinden nach, wo/ob es hauptberufliche Kirchenmusiker/innen (Kantor/inn/en)
gibt, die Kirchenmusik studiert haben.
Auch hier gilt: Die Qualifikation ist A und O guten Unterrichtes!
nehmen Sie Ihrem Kind zuliebe auch eine 5 km weitere Anfahrt in Kauf, wenn
dort qualifizierter Unterricht möglich ist!
Schlechter Musikunterricht in entscheidenden Lernphasen des Kindes läßt
sich NIE WIEDER ganz aufholen!
Querflöte
(hier geht es zur Seite mit den Flötenlinks)
Das große
Märchen:
um Querflöte zu erlernen, muß vorher Blockflöte erlernt
werden.
Das ist vollkommener
Unsinn!
Block- und Querflöte haben etwa soviel gemeinsam wie Oboe und Posaune:
In beides wird reingeblasen....
Grob gesagt:
Die Technik ist anders, die Tonerzeugung (das Anblasen) ist anders, die
Griffe sind anders. Die Verfasserin dieser Zeilen sollte es wissen, denn
sie unterrichtet seit Jahren Querflöte, spielt aber keinen Ton Blockflöte
(kann sie nämlich nicht).
Hinzu kommt die
seit Jahrzehnten kuriose Ansicht, Blockflöte sei ein sehr kindgerechtes
Instrument. Dem ist nicht so. Durch ihre baulichen Eigenheiten ist die
Blockflöte ein sehr labiles Instrument, aus dem in Kinderhand 10 Jahre
lang Töne quietschen. Echte Erfolgserlebnisse klanglicher Art sind
für Kinder mit diesem Instrument fast unmöglich.
Grundsätzliches
zur Querflöte:
Entscheidend ist die Länge der kindlichen Finger: sie müssen
die Flöte halten und die Klappen drücken können, ohne zu
verkrampfen. Hier muß individuell ausprobiert werden. Sollten die
Arme noch zu kurz sein, gibt es hierfür einen gebogenen Flötenkopf
speziell für Kinder, der das Instrument verkürzt, bis die Arme
für den "großen" Kopf reichen.
Der gebogene Flötenkopf sieht so aus:
Anschaffung
der Querflöte:
Gute Schülerinstrumente kosten ca. 400 - 500 .
aber auch Flöten lassen sich gebraucht kaufen. Beratung gibt es im
guten Musikgeschäft. Ideal ist immer, die/den potentiellen Lehrer/in
zum Flötenkauf mitzunehmen.
Oft sind Musikgeschäfte kulant und geben den gebogenen (Kinder-) Flötenkopf
gegen geringe Miet-Pauschale mit. Der große ist sowieso dabei, und
der kleine kann zurückgegeben werden, wenn das Kind etwas gewachsen
ist.
Unterricht:
Hier gilt ähnliches wie beim Klavier.
Oft bieten Musikschulen gerade für Flöte Gruppenunterricht an.
Dies ist nicht generell abzulehnen (es sei denn,die Gruppe ist sehr groß),
jedoch ist Einzelunterricht mit der Möglichkeit, individuell auf jede/n
Schüler/in einzugehen, immer vorzuziehen.
Auch hier gilt: Erkundigen Sie sich nach dem pädagogischen
Konzept!
Für weitere
Fragen stehe ich gerne zur Verfügung!
Salamanca66@aol.com